Rheinisches Unternehmerforum: Parforceritt durch die GmbH-Reform
„Die Unternehmergesellschaft“ – was wie ein Claim oder die NUK-Lieblingsutopie schlechthin klingt, ist kein sozialer Entwurf für ein ideales, vibrierendes Gründer-Deutschland, sondern das viel diskutierte Herzstück der voraussichtlich am 01. November 2008 in Kraft tretenden GmbH-Novelle: Mit der Einführung der haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft (UG) kann eine GmbH auch ohne bestimmtes Mindeststammkapital gegründet werden. Dies ist nur ein Aspekt des Gesetzes zur „Modernisierung des GmbH-Rechts und Bekämpfung von Missbräuchen“ (MoMiG), das Gründungen erleichtern und beschleunigen und Schindluder bei Insolvenzen vorbeugen soll.
Rechtsanwalt Carsten Schneider, Partner bei Osborne Clarke in Köln, gab beim Rheinischen Unternehmerforum des NUK-Alumni-Clubs am 27.08.2008 einen umfassenden Überblick über alle Neuerungen.
„Das wird jetzt ein Parforceritt durch das, was Sie mit der GmbH-Reform zu erwarten haben“, eröffnete Schneider seinen einstündigen Vortrag vor über 70 Zuhörern.
Ein Schwerpunkt war dabei die so genannte „Mini-GmbH“, die mit einer Einlage von nur einem Euro gegründet werden kann. Die Prognose des Referenten: „Der Boom der UK-Limited wird damit bald vorbei sein.“ Seit 2003 seien nämlich ca. 30.000 bis 50.000 Gründungen hierzulande nach diesem Vorbild entstanden.
Ein Viertel der in den Folgejahren anfallenden Gewinne muss bei der UG jedoch jeweils dem Stammkapital zugeführt werden. Diese gesetzliche Gewinnrücklage bezeichnete Schneider als „charmantes Modell, das es so im europäischen Vergleich nicht gibt.“ Eine „normale“ GmbH ist nach wie vor erst ab 25.000 Euro zu haben – hat die neu geschaffene Einstiegsvariante diesen Mindestwert erreicht, soll sie in eine herkömmliche GmbH umgewandelt werden können. „Wählen Sie kein zu niedriges Stammkapital!“, so der Rat des Experten für Handels- und Gesellschaftsrecht an die Existenzgründer.
Die Beschleunigung von Gründungen wird etwa die Entkopplung von Handelsregistereintrag und der staatlichen Genehmigung des Unternehmensgegenstandes fördern. Durch diese an sich positive Entbürokratisierungsmaßnahme kann man allerdings z.B. nicht mehr automatisch davon ausgehen, dass alle Konzessionen vorliegen.
Kritisch sieht der erfahrene NUK-Coach und -Berater u.a. das neue notarielle Gründungsprotokoll, das den Gesellschaftsvertrag und die Gesellschafterliste enthält: Seiner Meinung nach sei dieser Mustervertrag höchstens für einen Alleingesellschafter geeignet. Dass hier nur ein Geschäftsführer bestellt werden darf, werde laut Schneider eine „deutliche Filterwirkung“ haben. Auch bemängelte er fehlende Regelungen, u.a. zur Vererbung von Geschäftsanteilen.
Daneben erläuterte er in seiner bildreichen Präsentation z.B. auch die neuen Möglichkeiten zur Wahl des Unternehmenssitzes, zur Kapitalaufbringung und Stückelung des Stammkapitals sowie zur Missbrauchsbekämpfung – auf die zahlreichen Zwischenfragen aus dem interessierten Plenum ging er dabei souverän ein.
Die Reform, die grundsätzlich und mit Übergangsvorschriften für Einzelbereiche auch für „Altgesellschaften“ gelten soll, wird nach Ansicht von Fachleuten zwar den Handlungsspielraum von Gründern erhöhen, aber auch die mögliche Fehlerquote, da schon kleine Formfehler große Haftungsfolgen haben können. Deshalb wird eine eingehende Beratung, wie sie NUK im Rahmen des Businessplan-Wettbewerbs anbietet, immer wichtiger.
Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Gäste die loungeartige Atmosphäre rund ums Buffet im „Panther“s Club“ von Gastgeber Osborne Clarke noch ausführlich zu vertiefenden Gesprächen und zum Kontakte knüpfen.
Der Ehemaligentreff von NUK Neues Unternehmertum Rheinland e.V. ermöglicht seit sechs Jahren nicht nur den Alumni der NUK-Businessplan-Wettbewerbe einen Zugang zum Wissenskapital und zum Netzwerk des Verbandes, sondern allen erfolgreichen Jungunternehmern aus der Region. Mit der Ende 2006 neu geschaffenen Veranstaltungsreihe „Rheinisches Unternehmerforum“ bietet der NUK-Alumni-Club in Zusammenarbeit mit seinem Sponsor eine weitere Fortbildungs- und Networking-Plattform für Gründer.
Das Handout zum Vortrag von Carsten Schneider am 27.08.2008 steht Ihnen hier als Download zur Verfügung.
Das Bundesjustizministerium stellt hier die Schwerpunkte der GmbH-Reform auf sieben Seiten dar.
Einen Förderland-Bericht über das 4. Rheinische Unternehmerforum finden Sie hier, ein kurzes Video-Interview mit Referent Carsten Schneider können Sie hier sehen: