Businessplan-Wettbewerbe: „Gründungslabor“ und Dealflow-Quelle für Seedinvestoren
Als erster Gastautor im NUKblog kurz zu meiner Person: Ich bin Marco Winzer, Senior Investmentmanager und Prokurist des High-Tech Gründerfonds, der NUK Neues Unternehmertum Rheinland e.V. seit 2005 als Sponsor unterstützt. Sechs unserer Portfolio-Unternehmen sind NUK-Alumni – Grund genug, hier einmal auf das Gütesiegel einzugehen, das eine Teilnahme an einem Businessplan-Wettbewerb wie dem von NUK für uns als Frühphasen-Investoren darstellt. Meine These: Gewinner sind nicht nur die Sieger!
Ich kann die vereinzelt geäußerte Meinung, Investoren würden die Teilnahme von Unternehmensgründern an Businessplan-Wettbewerben nicht befürworten, nicht teilen. Im Gegenteil: Der High-Tech Gründerfonds als Frühphasen-Investor unterstützt und engagiert sich bei zahlreichen Wettbewerben – so auch bei NUK – weil wir hier frühzeitig auf potenzialreiche Ideen stoßen können.
Insbesondere Gründern ohne unternehmerische Erfahrung empfehle ich die Teilnahme an den Wettbewerben, denn hier wird ein Spielraum geboten, um mit der Gründungsidee zu experimentieren, diese zu entwickeln und heranreifen zu lassen, bevor das zukünftige Unternehmen sich der Realität des Marktes stellen muss. Flankiert werden die „Gründungsexperimente“ durch gründungspezifische Seminare, Beratungen und Netzwerke durch die Wettbewerbe. Dass sich dabei manche Geschäftsidee als nicht tragfähig oder zu risikobehaftet erweist, ist ein ganz natürlicher Selektionsprozess und sollte von den Teams als Erkenntnisgewinn gewertet werden: Ein Scheitern in der „Testphase“ im Wettbewerb schützt vor bösen Überraschungen bei einem späteren Abbruch des Unternehmens – auf Seiten der Gründer als auch auf der möglicher Investoren.
Businessplan-Wettbewerbe als Dealflow-Quelle für Investoren
Klassische Frühphaseninvestoren wie der High-Tech Gründerfonds nutzen Businessplan-Wettbewerbe sehr gerne als Screeningmöglichkeit, um erfolgversprechende Gründungsideen und Teams frühzeitig kennenzulernen. Ungezwungen können sich Gründer und Investor hier austauschen und ein vertrauensbasiertes Verhältnis aufbauen, bevor beide Seiten in den intensiven und entscheidenden Due Diligence-Prozess einsteigen. Überzeugt uns ein Konzept in diesem frühen Stadium, können wir gemeinsam mit den Gründern Schwachstellen beleuchten und Verbesserungen diskutieren. Am Ende sollte dann eine auf die Gründung zurechtgeschnittene Finanzierungslösung stehen. Der Businessplan-Wettbewerb dient dabei sozusagen als Katalysator oder, aus Investorensicht, als Dealflow-Quelle.
Gründerpersönlichkeit steht im Vordergrund
Bei der Beurteilung von Unternehmensgründungen ist für den Seedinvestor das kardinale Kriterium die Gründerpersönlichkeit selbst: Ist sie der Schumpeter’sche Unternehmertypus, der die üblicherweise geforderten Attribute wie Motivation, Überzeugungskraft, Mut, Belastbarkeit, Flexibilität und Durchhaltevermögen auf sich vereint? Überzeugt sie durch unternehmerisches Denken? Gelingt es ihr, die Idee präzise, knackig und verständlich zu kommunizieren und beispielsweise technologiebedingte Vorteile in betriebswirtschaftliche Nomenklatur zu übersetzen? Die effizienteste und effektivste Plattform, einen ersten Eindruck von den Gründerpersönlichkeiten zu erhalten und oben aufgeführte Fragen zu beantworten sind oft die Businessplan-Wettbewerbe.
Investoren-Engagement bei Businessplan-Wettbewerben
Businessplan-Wettbewerbe werden vom High-Tech Gründerfonds sehr intensiv als Quelle von vielversprechenden Gründungsvorhaben genutzt. Dabei sieht der Fonds seine Rolle nicht nur als Netzwerkpartner, sondern engagiert sich – wie viele andere Investoren im übrigen auch – im Rahmen von finanzierungsrelevanten Seminaren und Gründerberatungen. Bei NUK sind wir auch Mitglied in den Prämierungsgremien, ohne hier allerdings unsere eigenen Investmentkriterien als Maßstab anzulegen. Die enge Kooperation mit den Businessplan-Wettbewerben ist nicht nur für den High-Tech Gründerfonds effektiv. Rund die Hälfte der Unternehmen unseres Portfolios hat an Businessplan-Wettbewerben teilgenommen – und dabei nicht immer nur die ersten Plätze belegt.
Meine Empfehlungen an Gründer:
Unerfahrenen Unternehmensgründern ist zu empfehlen, sich ins „Gründungslabor“ Businessplan-Wettbewerb zu begeben und verschiedene Szenarien der Unternehmensentwicklung zu modellieren. Unbedingt sollten alle angebotenen Leistungen des Wettbewerbes wahrgenommen werden. Die Qualität und Anzahl der Leistungen sollten für den Gründer ausschlaggebend bei der Auswahl des Wettbewerbes sein. Allerdings ist von einem sogenannten „Businessplan-Wettbewerb-Tourismus“ abzuraten! Die Gründer sollten sich auf einen Plan fokussieren, um den Absprung aus der Testphase auch umzusetzen und sich nicht nur im Labor feiern zu lassen.
Marco Winzer