Das „Internet-Rechenzentrum“: NUK-Forum „Zukunft der Software – Cloud Computing, SaaS und mehr“
Software nicht mehr kaufen, sondern mieten, Daten nicht mehr auf teuren Netzwerkrechnern speichern und sichern, sondern in der Internetwolke ablegen – längst keine Zukunftsmusik mehr: Auch ein Großkonzern wie Siemens entschloss sich z.B. jüngst seine weltweite Personalverwaltung mit einer webbasierten Software zu optimieren. Unterstützt durch das Kölner Gründer- und Innovationszentrum (GIZ) sowie Microsoft lud NUK Neues Unternehmertum Rheinland e.V. am 16. Juni zur Diskussion aktueller Trends in der Softwareentwicklung und -nutzung in den TechnologiePark.
Die Begrüßung im Namen des Hausherrn übernahm Pressesprecher Ulrich Becher, der besonders auf die Seed-Arbeitsplätze im GIZ-Angebot hinwies: Sie ermöglichen Gründungsinteressierten die optimale Vorbereitung ihres Vorhabens, denn für eine Monatspauschale von 55,00 Euro stehen ihnen hier umfassende Beratungskompetenz, komplett eingerichtete Büroarbeitsplätze einschließlich EDV, Peripherie und Verbrauchsmaterialien sowie Telefon- und Internetgebühren zur Verfügung.
Ebenfalls um die Förderung von Nachwuchsunternehmern geht es Dr. Carsten Rudolph von der Microsoft Deutschland GmbH, z.B. mit „Microsoft BizSpark“: Mit diesem Maßnahmenpaket sollen gute Geschäftsideen aus der IT-Branche schneller marktfähig werden. NUK Neues Unternehmertum Rheinland e.V. ist seit Jahresbeginn Netzwerkpartner von BizSpark. Außerdem stellte Rudolph das Microsoft Partner Programm für Software-Produzenten vor und die High-Tech-Gründerinitiative „unternimm was.“, mit der Start-ups u.a. bei der technologischen Weiterentwicklung ihrer Produkte und beim Vertrieb und im Marketing unterstützt werden: Sie erhalten insbesondere Zugang zum Kunden- und Partnernetzwerk des Konzerns. Zu den derzeit 28 hierfür ausgewählten Unternehmen gehört auch CanControls, 1. Sieger des NUK-Businessplan-Wettbewerbs 2005. „Wenn Sie denken, dass Ihr Unternehmen zu uns passt, sprechen Sie mich an!“, ermunterte Rudolph die IT-Gründer im Publikum.
Prof. Dr. Steffen Staab von der Universität Koblenz-Landau definierte Cloud Computing als „einen Dienst, den ich mir besorge wie Strom aus der Steckdose.“ Am Beispiel seines Projekts Semaplorer, einer Suchmaschine, die sowohl eine klassische Suche nach Stichworten, als auch eine inhaltsbasierte Navigation durch Verknüpfung von Fakten zu bieten hat, brach er eine Lanze für die universelle und flexible Verfügbarkeit von Rechen- und Speicherkapazität über das Internet.
Die Aufgabe: Eine große Menge von mehr als einer Milliarde schlecht strukturierter Fakten, gesammelt aus öffentlichen Quellen wie Wikipedia und semantischen Homepages, sollte effizient verwaltet und dem Nutzer interessante Beziehungen intuitiv zugänglich gemacht werden können. Die Lösung: Verteilung der Informationssuche mittels einer speziell entwickelten semantischen Technologie auf 25 Rechner. Da dies die verfügbaren Rechenressourcen bei weitem überstieg, bedienten sich Staab und sein Team bei der Amazon Cloud und führten das Computing teils in Koblenz und teils in den USA durch.
Für das Beste aus beiden Welten plädierte Harald Zinnen, Microsoft Deutschland GmbH, mit seinem Vortrag „Vom Desktop zum Datacenter in die Cloud – Microsofts Software plus Service-Strategie“. Durch die Verbindung der besten Aspekte von Software mit den besten von internetbasierten Diensten könnten faszinierende Lösungen für Konsumenten, Entwickler und Unternehmen geschaffen werden: Cloud Computing ermögliche z.B. die Nutzung der Skalierungsoptionen über das Internet und dynamischer kosteneffizienter Handhabung von Lastzeiten. Außerdem könnten so operative Kosten reduziert werden durch automatisierten IT-Betrieb und transparente Abrechnungen. Der wichtigste Punkt ist für Zinnen aber die standardbasierte Integration von Software as a Service-Lösungen mit eigenen IT-Systemen über Cloud Services für Entwickler. Allerdings habe auch der Client immer noch seine Berechtigung: „Gewisse Daten darf man gar nicht aus der Hand geben, der Server muss im Land sein!“ Die Herausforderung bestehe also darin herauszufinden, was man „in die Cloud“ lege, was man vor Ort im eigenen Rechenzentrum belasse – und welche Lösungen dazwischen sich anbieten.
Das totale Kontrastprogramm des Abends lieferte im Anschluss Jürgen Krammer, Arenga GmbH, mit seiner unterhaltsamen Polemik zu „Schon Wolke oder doch noch Nebel? – Die bisher ungeklärten Fragen bei Cloud Computing und SaaS“. Seine These zum „Rechenzentrum im Internet“: Zwar könne man als Kunde bei diesem „wabernden Etwas“ die Kosten besser skalieren, wodurch man z.B. in Zeiten von Mitarbeiterabbau an Lizenzen für Softwarepakete spare. „Aber das macht keinen Sinn, solange die vielen offenen Fragen nicht geklärt sind. Daten in Clouds sparen nicht wirklich Geld. Das ist nichts anderes als Leasing, der Rest ist Marketing- und Vertriebsblabla!“ Gerade für die Zielgruppe von 3,5 Millionen Unternehmen in Deutschland mit bis zu 50 Mitarbeitern lohne sich Cloud Computing wegen der unsicheren Rechtslage und möglichem „Datenkidnapping“ nicht: „Das Wasser, das hier erhitzt werden muss, damit eine Wolke entsteht, das kocht noch nicht!“
Als letzter Referent stellte Peter Kirchner, Microsoft Deutschland GmbH, noch „Moderne Benutzerschnittstellen“ vor, mit einer beeindruckenden Live-Präsentation zum neuen Betriebssystem Windows 7, das ab Ende Oktober ausgeliefert wird.
Das dritte NUK-Forum in diesem Jahr bot im Anschluss an Vorträge und die von NUK-Projektleiter Stephan Bruns moderierte Diskussion wieder Raum für Kontaktpflege, diesmal rund um ein zünftiges kölsches Büfett.
Wir danken der Microsoft Deutschland GmbH und dem GIZ Gründer- und Innovationszentrum im TechnologiePark Köln für die freundliche Unterstützung des Abends!