Das Zeug zum Unternehmer – NUK-Forum „Gründerpersönlichkeit“
Nicht nur die Erfahrungen aus zwölf NUK-Businessplan-Wettbewerben bestätigen: Neben einer innovativen Gründungsidee und einem sorgfältig ausgearbeiteten Geschäftskonzept bestimmen v.a. auch persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten eines angehenden Firmenchefs maßgeblich seine Aussicht auf dauerhaften Erfolg. Erstmals widmete NUK Neues Unternehmertum Rheinland e.V. diesem wichtigen Thema deshalb eine eigene Veranstaltung: Beim NUK-Forum „Gründerpersönlichkeit“ am 02. Dezember 2009 lieferten drei Vorträge aus jeweils berufenem Munde Stoff für anschließende Diskussionen im Kölner GIZ Gründer- und Innovationszentrum im Technologie-Park.
Mit dem Blickwinkel des Risikokapitalgebers näherte sich zunächst Marco Winzer dem Thema des Abends unter dem Motto „Persönliche Voraussetzungen für eine Finanzierung“. Der Diplom-Volkswirt ist als Investment Director und Prokurist bei der HighTech Gründerfonds Management GmbH v.a. für Early Stage-Finanzierungen von Life Science-Unternehmen zuständig. Weit über 2.000 Businesspläne prüften Winzer und seine Kollegen seit 2005, die Zusagequote für eine Finanzierung liege bei zehn bis zwölf Prozent – neben dem Konzept könne man nur aufgrund der „der M’s“ das Risiko einer Investition abschätzen: „Management, Management, Management.“ Damit betonte Winzer zugleich die Bedeutung der Gründerpersönlichkeit und der Teamgründung: „Gehen Sie nur nach einer ehrlichen Stärken-Schwächen-Analyse ins Geldgebergespräch! Wenn Ihnen z.B. ein guter Vertriebler fehlt, haben wir entsprechende Datenbanken und Personalberater. Und Sie dürfen im Team keine Wissensinseln bilden, sondern müssen alle an einem Strang ziehen.“ Das Gründerideal aus seiner Sicht: der visionäre Unternehmer à la Schumpeter, der aktuelle Strukturen zerstört und neue schafft, der Ideen oder Erfindungen in Innovationen umsetzt oder Ressourcen neu kombiniert.
Entscheidend sei das Commitment, denn nur wer sich zu hundert Prozent seiner Gründung widme, komme für eine Finanzierung infrage. Wer dagegen den Fokus zu sehr auf Außendarstellung oder Statussymbole lege und schon früh komplexe Unternehmensstrukturen durchsetzen wolle, habe schlechten Karten. Was auch zum Abbruch von Verhandlungsgesprächen führen könne? „Wenn wir merken, dass der Gründer nicht ehrlich und offen ist und sich seine Referenzen als nicht belastbar erweisen. Ein wichtiger und verlässlicher Referenzgeber ist für uns z.B. NUK.“ Aber die persönliche Ebene ist laut Winzer nicht nur auf Gründerseite wichtig: „Das ist wie eine Hochzeit: Sie dürfen sich einen Investor nicht nur nach seiner finanziellen Potenz aussuchen, sondern auch prüfen, ob die Chemie stimmt, ob er Ihre Branche kennt und über starke Netzwerke verfügt.“
Anschließend ging es Matthias Kulla von der Kölner meta five gmbh um „Veränderte Anforderungen an die Gründerpersönlichkeit – Mitarbeiter führen und Entscheidungen treffen“. Der Spezialist für Human Performance Consulting arbeitet seit 1995 in der Personal- und Organisationsentwicklung, wofür er u.a. Erkenntnisse der Sozialpsychologie mit Techniken der Hypnothera-pie und des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) kombiniert. Eine Gründerpersönlichkeit zeichnet sich seiner Ansicht nach v.a. dadurch aus, dass sie sich Werte bewusst macht: „Das ist die Basis, die die ganze Unternehmung trägt!“ Kulla empfahl für diesen Prozess Kontraste zu bilden, also ob man etwa erfolgreich, aber unbeliebt sein wolle. Wichtig sei es, Ziele kurz-, mittel- und langfristig zu formulieren und zu verfolgen und Einstellungen zu hinterfragen, um sie dann in Ein-klang mit seinen Werten zu bringen: „Der Mensch, den Sie alleine ändern können, sind Sie – nicht den Kunden!“ Um strategische Kompetenz zu entwickeln, sei es z.B. durchaus angeraten an ei-nem Businessplan-Wettbewerb teilnehmen. Die sozial-kommunikative Kompetenz könne man u.a. durch Videofeedback-Analysen verbessern und die persönliche Kompetenz durch die Arbeit mit einem Coach. Und immer schön mit den eigenen Ressourcen haushalten und Prioritäten setzen: „Kompetentes Verhalten ist effizientes Verhalten.“
Verantwortungsbereitschaft, visionäres Denken, Durchsetzungsvermögen, Frustrationstoleranz, Entscheidungs-, Risiko- und Kontaktfreudigkeit, Präsentations- und Motivationsgeschick, Füh-rungskompetenz – von solchen Anforderungskatalogen für Unternehmer hält Rupert Martin wenig, da die aufgezählten Tugenden Jedem gut zu Gesicht stehen. Der Kölner Diplom-Psychologe, der über langjährige Erfahrungen in den Bereichen Marktforschung und Wirtschaftspsychologie verfügt, wollte vielmehr spezifisch auf die „Persönlichkeitsentwicklung zum Unternehmer“ eingehen. Für Martin gibt es drei Kennzeichen einer Unternehmerpersönlichkeit: Sie sei einerseits fähig zu „ver-rücktem Denken“, da ein neues Produkt oder Geschäftsmodell in eine bestehende Ordnung eingreife – Leidenschaft sei hier ein zentrales Stichwort. Das Calmund-Zitat „Man muss positiv bekloppt sein“ umschreibe dieses Kriterium treffend. Andererseits müsse eine Unternehmerpersönlichkeit aber auch zu „angepasstem Denken“ in der Lage sein. Dies sein v.a. im Umgang mit Schwierigkeiten wichtig, die es als Herausforderung zu betrachten gelte. Dazu gehöre auch, nicht mit dem Schicksal zu hadern und Energien nicht zu verschwenden, sich also z.B. nicht an Kundenbedürfnissen, Anforderungen von Investoren oder rechtlichen Rahmenbedingungen aufzureiben. Das dritte Kennzeichen , so der Psycho- und Gruppenanalytiker, sei die Fähigkeit zwischen diesen beiden Denkweisen hin- und herschwingen zu können. Dies könne man befördern, indem man etwa immer wieder einmal aus der Routine des Arbeitsalltags ausbreche.
„Gibt es in Deutschland, das im internationalen Vergleich nicht gerade mit einer ausgeprägten Gründerkultur glänzen kann, zu wenig Kreativität?“ Das war eine der Fragen aus dem Plenum, die während der anschließenden Diskussionsrunde unter Moderation von NUK-Projektleiter Stephan Bruns aufkam. Einhelliges Nicken. Wie sie das ändern wollen und vieles mehr besprachen die über 90 Gäste gleich darauf am Büfett.
Erfreulicherweise waren fast ausschließlich potenzielle Teilnehmer am aktuellen 13. NUK-Businessplan-Wettbewerb und damit genau die Zielgruppe der Veranstaltung der Einladung ins GIZ gefolgt, so dass das NUK-Forum „Gründerpersönlichkeit“ gute Chancen auf eine Neuauflage im nächsten Jahr hat.
Wir danken dem GIZ Gründer- und Innovationszentrum im Technologie-Park für die freundliche Bereitstellung der Räumlichkeiten!
Die NUK-Foren dienen einerseits der Inspiration und Wissensvermittlung, andererseits sind sie neben den Auftakt-, Prämierungs- und Alumni-Club-Veranstaltungen weitere Networking-Plattformen im Angebot unseres Verbandes. Die Netzwerktreffen haben jeweils unterschiedliche Schwerpunkte – für das aktuelle NUK-Jahr sind weitere Foren aus den Bereichen „Marketing“, „Innovation“ und „IT/Web 2.0“ geplant.