21. März 2013

Eine gute Idee macht noch kein Unternehmen

Der häufigste Grund für das Scheitern einer Unternehmensidee ist Kapitalmangel. Fast jeden Gründer stellt die Finanzierung vor besondere Herausforderungen. Beim NUK-Forum ging es deshalb um die Frage, wie man Geld beschaffen kann.

Die Referenten in der Diskussion mit NUK-Teilnehmern

Die Referenten diskutieren mit NUK-Teilnehmern

Am Anfang einer jeden Unternehmensgründung steht die Idee – und Gründer, die an ihre Sache glauben. Doch der innovativste Einfall nützt nichts, wenn er sich nicht umsetzen lässt. Häufig braucht es dafür mehr Geld, als junge Gründer besitzen. NUK hat deshalb zum Forum „Viele Wege führen nach Rom – Herausforderung Kapitalbeschaffung“ eingeladen. Ein Thema, das nicht nur für Gründer spannend ist, wie NUK-Projektleiter Mario Weber bei seiner Begrüßung betonte.

„Egal ob bei der Unternehmensgründung, der Wachstumsfinanzierung oder im Bereich Forschung und Entwicklung – immer spielt Geld eine wichtige Rolle.“ So folgten der Einladung zur KfW-Bankengruppe nicht nur Gründer, sondern auch junge Unternehmer, Kapitalgeber, Coaches und Netzwerkpartner. Mit ihrem Kommen haben die 120 Gäste einen ersten wichtigen Schritt getan. „Das Internet bietet viele Möglichkeiten, sich zu informieren. Wichtiger ist aber, sich gegenüber zu sitzen“, sagte Albrecht Deißner, Direktor der KfW, in seiner Begrüßung.

Mehr als nur Fördermittel

Albrecht Deißner, Direktor der KfW, begrüßt die Gäste

Albrecht Deißner, Direktor der KfW, begrüßt die Gäste

Deißner griff das Motto des Abends auf: „Es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch zur KfW.“ Auch wenn die KfW mit insgesamt 73,4 Milliarden viele unterschiedliche Investitionen unterstützt, stand an diesem Abend die Gründerfinanzierung im Mittelpunkt. Welche Fördermöglichkeiten es gibt, veranschaulichte Jürgen Daamen in einem kurzweiligen Vortrag. Mit vielen praktischen Beispielen zeigte er, für welche Gründungsidee welches Programm am besten geeignet ist. Dabei verspricht die KfW-Bankengruppe mehr als nur staatliche Fördermittel zu liefern. „Ob das wirklich so ist, müssen am Ende Sie entscheiden.“

„Was macht ein Unternehmen Business Angel oder Venture Capital fähig?“ – damit beschäftigte sich Marcus Geiß in seinem Vortrag. Mit der von ihm gegründeten Rhine Venture Seed & Start-up Capital ist er als Business Angel tätig. „Viele Startups haben ähnliche Ideen. Es muss Ihnen gelingen, hervorzustechen“, forderte Geiß auf. Viele Gründerteams seien außerdem für Investoren uninteressant, weil sie fachlich nicht gut aufgestellt seien. Doch Geiß warnte – nicht nur Business Angel prüfen, wen sie finanzieren wollen. Auch die Gründer sollten ein Auge darauf haben, mit wem sie Verträge schließen.

Mind the gap

In seinem Vortrag machte Geiß auf ein weiteres Problem aufmerksam. Während Business Angels im Schnitt etwa 100.000 Euro investieren, Venture Capitals oft erst bei einer halben Million Euro einsteigen, ist der Förderbereich dazwischen oft besonders kritisch. Geiß riet, erst einmal kleiner anzufangen. Dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, zeigt der High-Tech Gründerfonds. „Wir schließen diese Lücke und entwickeln Startups zur Venture-Capital-Reife“, versprach Marvin D. Andrä.

In seinem Vortrag ging es um die Frage, was erfolgreiche Technologie-Startups anders machen. Der Investmentmanager formulierte dabei klare Erfolgsfaktoren: Eine Geschäftsidee sollte eine Problemlösung darstellen und das Know-how direkt im Unternehmen sein. Andrä warnte vor klassischen Minenfeldern, die ein Gründungsvorhaben scheitern lassen können. Zu denen gehörten nicht nur mangelnder Einsatz, sondern auch die „Heuschreckenphobie“ – die Angst vor Fremdkapital. Auch, wer zu sehr mit dem Mammon liebäugelt, zu hohe Gehälter ansetzt und auf Statussymbole setzt, laufe Gefahr, die Wertschätzung eines Investors zu verlieren.

Wie die anderen Referenten betonte auch er, wie wichtig für Investoren ein guter Businessplan ist. „Bei NUK sind Sie schon richtig, wir schauen wirklich auf die Pläne“, sagte Andrä. Außerdem herrschte unter den Referenten Einigkeit darüber, dass sich die unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten nicht unbedingt ausschließen. Im Gegenteil – viele Investoren, die später einsteigen, begrüßten sogar, wenn ein Business Angel dabei ist.

Crowdfunding als neue Option?

Von der Theorie ging es in der Diskussionsrunde zur Praxis. Drei ehemalige NUK-Teilnehmer erzählten, wie sie ihre Unternehmensgründung finanziert haben. Jörg Wamser wurde mit seiner Firma KonTEM vom High-Tech Gründerfonds finanziert. Doch bis dahin brauchte er einen langen Atem – allein die Entwicklung eines Prototyps – ein Phasenkontrastsystem für Elektronenmikroskope – dauerte 1,5 Jahre.

120 Gäste folgten der Einladung zur KfW

120 Gäste folgten der Einladung zur KfW

Inga Koster berichtete, dass ein Bonner Investor durch Zeitungsberichte auf True Fruits aufmerksam geworden war und als Teilhaber einsteigen wollte. Gemeinsam mit einem zweiten war genug Geld für die Unternehmensgründung da. Thomas Ott erzählte, wie er mit Hilfe von Crowdfunding BringMeBack an den Start gebracht hat. Auch wenn sich die Diskutanten skeptisch gegenüber dieser Art der Geldbeschaffung zeigten, blieb Ott unbeirrt. Für ihn seien die vielen Geldgeber nicht nur Werbeträger, sondern er könne auch immer wieder auf das Wissen der Crowd zurückgreifen.

Trotz vieler Vorträge und der anschließenden Diskussionsrunde gab es aus dem Publikum zahlreiche Fragen. Auch beim anschließenden Imbiss wurde das Thema der Finanzierung intensiv besprochen und Kontakte zwischen Gründern und Kapitalgebern geknüpft. Dabei konnten die Gäste einiges von den Vorträgen mitnehmen: „Mir hat der Abend wahnsinnig viel gebracht“, sagte ein Teilnehmer. „Ich weiß jetzt, dass ich meine Finanzierung noch einmal neu überdenken muss.“ Vor allem müsse er sich an den Gedanken gewöhnen, Unternehmensanteile zu verkaufen.
Damit hätte auch sie zu Beginn Probleme gehabt, sagte Inga Koster schon während der Diskussion. „Aber ein halber Kuchen ist mir immer noch lieber als gar keiner.“

Wir danken der KfW-Bankengruppe sowie der Wirtschaftsförderung Bonn für die Unterstützung bei der Ausrichtung der Veranstaltung.

Laden Sie hier die Präsentationen von Herrn Jürgen Daamen (KfW) und Herrn Marvin D. Andrä (High-Tech Gründerfonds) herunter.


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