19. November 2013

„Es fühlt sich gut an, Unternehmerin zu sein“

Eigentlich hatte Dr. Claudia Mika nie vor, Unternehmerin zu werden. Doch als aus einem Forschungsprojekt eine Geschäftsidee entstand, hat sie die Gelegenheit genutzt. Um bei der Ausgründerung gefördert zu werden, musste sie beim NUK-Businessplan-Wettbewerb mitmachen – und gewinnen. Das ist Mika gelungen und sie hat das Unternehmen Temos gegründet, das weltweit Krankenhäuser zertifiziert.

Dr. Claudia Mika hat das Unternehmen Temos gegründet.

Dr. Claudia Mika hat das Unternehmen Temos gegründet.

Was verbirgt sich hinter dem Namen Temos?

Stellen Sie sich vor, Sie machen an der türkischen Riviera Urlaub und brechen sich plötzlich ein Bein. Auf einmal brauchen Sie in einem fremden Land ein Krankenhaus, dem Sie vertrauen können. Hier kommt Temos ins Spiel. Der Name steht für „Trust Effective Medicine Optimized Services“. Wir sind ein neutraler und unabhängiger Zertifizierer im Medizin-Bereich. Temos bewertet die Qualität von Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen und zertifizieren sie mit Blick auf ihren Umgang mit internationalen Patienten.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ursprünglich war das ein Forschungsprojekt. Temos ist eine Ausgründung aus dem DLR. Wir haben festgestellt, dass es keine Übersicht über qualitativ gute Krankenhäuser für die ganze Welt gibt. Bei einem Knochenbruch kann man ja meistens noch zurückgeflogen werden – doch bei einem Herzinfarkt kann der Transport schädlich sein. Dann ist es wichtig, schnell ein gutes Krankenhaus zu finden. Wir haben im Rahmen eines ESA-Forschungsprojekts eine Datenbank entwickelt, die eine zertifizierte Notfallversorgung im Ausland aufführt.

Dann haben wir überlegt, was man noch machen kann. Im Augenblick entsteht ein weiterer großer Markt – der Medizintourismus. Wer für eine Hüft-Operation nach Brasilien fliegt, möchte natürlich wissen, ob er in der Klinik gut aufgehoben ist. Auch in diesem Bereich stellen wir Zertifikate aus.

Und wie ist es zur Gründung eines eigenen Unternehmens gekommen?

Das hat damals das DLR initiiert. Die haben mich darauf gestoßen, dass man sich mit so einer Datenbank auch selbstständig machen kann. Um bei der Ausgründung gefördert zu werden, stellte der Technologietransfer im DLR jedoch ein paar Bedingungen: Ich musste einige Meilensteine erfüllen, unter anderem beim NUK-Businessplan-Wettbewerb mitmachen und in den beiden noch verbleibenden Stufen Preisträgerin werden. So war ich auf einmal mitten drin. Ich bin eingestiegen, da hatte ich gerade noch eine Woche Zeit, mein Konzept für die zweite Stufe einzureichen. Das hat dann aber wunderbar geklappt.

Wie ging es dann weiter?

Es hat noch einige Zeit gedauert, bis wir uns dann wirklich 2010 gegründet haben. Davor haben wir alles vorbereitet. Wir sind sofort weltweit in den Markt eingestiegen – da brauchten wir mehr als nur den Businessplan. Ein weltweiter Vertrieb musste organisiert werden, die Geschäftsführung und Gesellschaftsstruktur mussten festgelegt werden. Und natürlich muss so ein Projekt auch finanziert werden.

Temos zertifiziert weltweit Krankenhäuser.

Temos zertifiziert weltweit Krankenhäuser.

Grundsätzlich hat sich am Anfang alles sehr langsam aber stetig entwickelt. Ende 2012 kam es dann nochmal zu einer Umstrukturierung – bis dahin gab es zwei Geschäftsbereiche. Ich habe den Geschäftsbereich der Zertifizierungen rausgekauft und noch einmal neu angefangen. Seitdem läuft alle sehr gut. Die Kunden werden mehr und die Reputation steigt. Wir haben weltweit fünf Standorte und viele freie Mitarbeiter.

Was erwarten Sie für die nächsten fünf bis zehn Jahre?

Wir planen natürlich weiter und wollen weltweit noch mehr Standorte haben. Außerdem werden wir nach dieser Zeit als Zertifizierer etabliert sein, weitere Produkte auf dem Markt etabliert haben und mehr Kunden und viele Stammkunden haben. Außerdem wollen wir auch in Deutschland stärker wachsen.

Mit der Gründung waren Sie plötzlich Unternehmerin – war das ein ungewohntes Gefühl?

Ich komme aus der Forschung und aus dem öffentlichen Dienst. Mir steckte es nicht gerade im Blut, Unternehmerin sein zu wollen. Aber ich konnte mich schnell mit dem Gedanken anfreunden. Allerdings fehlte mir zunächst die Grundlage für die Buchhaltung und Finanzplanung – aber das lernt man unter andrem bei NUK. Heute fühlt es sich sehr gut an.

Sie halten bis heute den Kontakt zu NUK, am 25. November sind sie Gast bei einem Forum. Was ist Ihre Motivation?

Zum einen hat mir der Wettbewerb damals viel Spaß gemacht – auch wenn es zum Teil sehr stressig war. Zum anderen ist die Initiative sehr gut und die Leute echt nett. Mir hat der Wettbewerb geholfen. Daran denke ich gerne zurück.

Gerade hat der 17. Businessplan-Wettbewerb begonnen. Können Sie den Gründern etwas mit auf den Weg geben?

Das gilt sicherlich nicht für jede Geschäftsidee. Aber man muss sich glaube ich klar machen, dass man einen langen Atem braucht, wenn man ein eigenes Unternehmen gründen will. Es gibt viele Höhen und Tiefen in dieser Zeit. Doch das Durchhaltevermögen zahlt sich am Ende aus.


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