17. September 2013

„Es fühlt sich noch genauso gut an wie am Anfang“

Nicht nur Gründern fehlt im stressigen Alltag oft die Zeit zum Kochen. Dem Team von YOUCOOK kam deshalb eine praktische Idee: Ein Lebensmittel-Kit zum selber Kochen – in Windeseile und trotzdem gesund. Mit der Idee war YOUCOOK nicht nur beim NUK-Businessplan-Wettbewerbs 2010/ 2011 erfolgreich, sondern startet auch am Markt voll durch. Im Interview erzählt Tobias Modjesch, wie er und sein Kollege Martin Beiten die Zeit als Gründer erleben. 

YOUCOOK_2.Sieger_NUK-BPW2011

Martin Beiten (links) und Tobias Modjesch von YOUCOOK

YOUCOOK gibt es jetzt seit eineinhalb Jahren. Wie war die Zeit direkt nach der Gründung? 

Die war ziemlich stressig. Am Anfang macht man alles selber. Um effektiv zu arbeiten, haben Martin und ich klare Rollen definiert. Trotzdem tanzt man auf vielen Hochzeiten. Da ist es schon eine Herausforderung, nicht den Kopf zu verlieren. Man muss lernen, Prioritäten zu setzen. Wären wir allen Empfehlungen nachgegangen, die wir bekommen haben – wir hätten wahrscheinlich nie gegründet. 

Was gab es denn alles zu tun? 

Man kann das in drei Phasen unterteilen. Die erste Phase – das erste halbe Jahr, nachdem wir unsere Jobs gekündigt haben – haben wir vor allem mit Marktforschung und Kochen verbracht. Wir sind drei Monate durchs europäische Ausland gefahren und haben geguckt, was für Produkte es gibt und wie Supermärkte funktionieren. Wir wollten natürlich wissen, was man besser machen kann. Im Anschluss haben wir angefangen, Rezepte zu entwickeln. Dafür standen wir zum Teil zehn Stunden in der Küche und haben gekocht, bis wir zufrieden waren. Damals haben wir noch in meiner Wohnung gearbeitet. Die Küche sah abends oft ganz schön schlimm aus. Hätte es dann kein Probeessen gegeben, hätte meine Frau uns sicher rausgeschmissen. 

In der zweiten Phase ging es darum, eine Verpackung zu designen, Produkte zu entwickeln. Wenn man die YOUCOOK-Produkte heute sieht, könnte man denken: Das ist ja alles ganz einfach. Tatsächlich hat der Prozess fast 1,5 Jahre gedauert. Häufig lag der Teufel im Detail, Produkte ohne künstliche Zusatzstoffe zu entwickeln – im Industriemaßstab ist das nicht immer nur eine Frage von Wochen, sondern manchmal auch von Monaten. 

Die dritte Phase war dann der Marktstart. Wir hätten natürlich noch länger testen und entwickeln können – aber irgendwann muss man wissen, was der Endverbraucher sagt. Dann kann man immer noch gucken, was man besser machen kann. 

Was habt ihr in dieser Zeit gelernt?

Letzten Endes lernt man permanent dazu. Eine wichtige Erkenntnis hatten wir schon ganz zu Beginn. Die Niederlande sind bei Convenience-Produkten weiter als Deutschland. Also dachten wir, das sei der Markt, in dem man starten muss. Wir haben dann zunächst die grenznahen, ländlichen Supermärkte beliefert, weil das für uns logistisch einfacher war. Das hat zwar gut geklappt, aber in den deutschen Städten waren wir noch erfolgreicher. Nach drei, vier Monaten haben wir einen Switch gemacht und haben uns erstmal auf Deutschland konzentriert. Da mussten wir alle analytische Vorarbeit über Bord schmeißen. Das haben wir bis heute nicht bereut. 

YOUCOOK hat sich vergrößert. Ihr seid inzwischen zu zehnt. Wie ist das, wenn man plötzlich Chef ist? 

Das war erstmal ungewohnt. Eine neue Herausforderung. Aber wir haben sehr flache Hierarchien und übertragen viel Verantwortung an unsere Mitarbeiter. Und alle unterstützen uns super – es war also ein sanfter Übergang. 

Und fühlst du dich inzwischen als Unternehmer? Oder immer noch als Gründer? 

Ich fühle mich immer noch als Gründer. Vielleicht ist man erst Unternehmer, wenn man nicht mehr all seine Mitarbeiter kennt. Jetzt sind wir auf jeden Fall noch mitten im Gründungsgeschehen. Auch wenn sich die Aufgaben etwas verändert haben, fühlt es sich immer noch genauso gut an wie am Anfang, weil jeder Monat komplett unterschiedlich ist. Das ist das Tolle an einer neuen Firma – man weiß nie so richtig, was kommt und man muss immer wieder auf neue Herausforderungen reagieren. 

Vor der Gründung habt ihr beim NUK-Businessplan-Wettbewerb mitgemacht. Was konntet ihr aus der Zeit mitnehmen? 

Der Wettbewerb war eine Art Generalprobe für viele Sachen, die danach gekommen sind. Zum Beispiel das Feedback, das man in den drei Runden bekommt. Das ist so ähnlich wie Frage- und Antwortspiele mit potentiellen Investoren. Dadurch hat man viele Dinge schon vorher kennengelernt. Dadurch waren wir vorbereitet. 

Ihr seid NUK treu geblieben. Warum?

Ich finde es wichtig, dass man etwas zurückgibt. Meine wichtigste Lehre in den letzten Jahren war das Feedback, das ich von anderen Gründern bekommen habe. Wir haben viele Wettbewerbsteilnehmer der Vorjahre kennengelernt. Von ihnen haben wir immer super Ratschläge bekommen, die oft wertvoller waren als die von alteingesessenen Managern.


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