24. September 2015

„Wer erkennt, dass die Welt größer ist als man selbst, wächst exponentiell“

Den Businessplan für ihre Werbeagentur schrieben die Gründer von Brandidee, Gabriele Apostel-Strempel und Lars Strempel, mit Hilfe des NUK-Handbuchs. Der persönliche Kontakt zur Gründerinitiative ist jedoch erst später entstanden, hält dafür bis heute an. Im Interview erzählt Lars Strempel, warum er sich bei NUK engagiert und weshalb sich bei Brandidee heute alles um Unternehmergeschichten dreht.

Was macht Brandidee?

Wir helfen Unternehmen, die Geschichte ihrer Unternehmung zu finden. Es geht nicht darum zu erzählen, was sie produzieren oder welche Dienstleistung sie anbieten, sondern um die Frage, warum sie das tun – also um die Philosophie des Unternehmens. Das Ergebnis öffnet den Menschen oft die Augen und sie merken, dass ihre Vermarktung nicht stimmt. Gemeinsam entwickeln wir dann ein ganzheitliches Marketingkonzept.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Wir haben ursprünglich eine Werbeagentur gegründet. Aber immer, wenn ich mit Unternehmern zusammensaß fand ich ihre Geschichten unglaublich spannend und habe mich gewundert, warum sie ihren Unternehmertraum nicht für die Kommunikation nutzen. Schließlich ist es das, was uns an Menschen begeistert. Wir haben gemerkt, dass der Wunsch nach einer neuen Webseite oft ein vorgeschobenes Problem ist – eigentlich stimmt dann das ganze Kommunikationskonzept nicht. So ist bei uns die Idee für Markenworkshops entstanden und wir haben verstanden, dass es ein Gesamtkonzept für die Kommunikation braucht. Das erarbeiten wir heute. Uns ist es wichtig, dass Slogans nicht nur gut klingen, sondern aus dem Herzen des Unternehmens kommen. Deshalb arbeiten wir oft nicht nur mit den Chefs und der Kommunikationsabteilung, sondern zum Beispiel auch Mitarbeitern aus der Fertigung.

Was hebt euch von der Konkurrenz ab?

Viele Agenturen sprechen über die Marke, setzen am Ende aber nur einzelne Projekte um und reflektieren das nicht weiter. Dann fängt die Kommunikation aber eigentlich erst an, weil dann ein Feedback vom Kunden kommt. Eine Marke bedeutet auch, sich selbst zu verändern, sich immer wieder zu hinterfragen. Da setzen wir an. Das ist natürlich für alle Beteiligten Arbeit. Aber es zeigt auch, wie viel Mühe man sich mit den Menschen gibt.

Ihr habt Brandidee 2010 gegründet. Wie habt ihr das finanziert?

Wir haben den Existenzgründerzuschuss erhalten und das Geld, das wir verdienten, auf Seite gelegt. Damit haben wir uns am Anfang Computer und ein paar Möbel finanziert und zu Hause im Homeoffice gearbeitet.

Welchen Herausforderungen musstet ihr euch bei der Gründung stellen?

Es gab viele Hürden – das fing schon bei der Preis- und Leistungsfindung an. Wir haben uns aber auch gefragt, wie man von der Projektarbeit wegkommt und regelmäßige Einnahmequellen findet. Eine große Herausforderung kam auf uns zu, als wir Mitarbeiter eingestellt haben. Wir mussten bereit sein, Arbeit abzugeben, nachzubereiten und uns nicht demotivieren lassen, wenn Menschen Dinge anders bearbeiten als wir. Schwierig war auch die Frage, wie man die richtigen Mitarbeiter findet – heute haben wir strengere Kriterien entwickelt, nach denen wir einstellen. Wir haben da aber auch Entscheidungen getroffen, die richtig Geld gekostet haben.

Wie geht man mit so einer Erkenntnis um?

Man muss sich darüber bewusst werden, dass es kein Scheitern ist. Es ist ein Ziel, das nicht aufgegangen ist. Deshalb sollte man sich anschließend fragen, warum das nicht funktioniert hat und daraus lernen. Dann kann man das für sich nutzen. Gründer und Unternehmen müssen wissen, dass sie immer wieder ihre Komfortzone verlassen werden – das wird die nächsten 40 Jahre so bleiben. Das ist ja auch das Spannende. Niemals sollte ein Unternehmer mit dem Finger auf andere zeigen. Weder der Markt, noch der „doofe Kunde“ oder der „unfähige Mitarbeiter“ ist fürs Scheitern verantwortlich, sondern immer der Unternehmer selbst. Der muss die Probleme erkennen und Dinge entsprechend ändern.

Kommen wir von den Herausforderungen zu euren neuen Zielen was habt ihr euch für die nähere Zukunft vorgenommen?

Wir wollen unser Portfolio erweitern und auf einem Youtube-Kanal Workshops anbieten. Damit wollen wir Kunden erreichen, die sich ein individuelles Coaching bei uns nicht leisten können. Außerdem wollen wir intern mehr Standards etablieren.

Ihr seid Alumni-Sponsor bei NUK, haltet Vorträge habt aber nicht am Wettbewerb teilgenommen. Wie ist der Kontakt entstanden?

Als wir Brandidee gründen wollten, hat mir ein Freund Lambert Schuster als Ansprechpartner empfohlen. Der hat mir dann gleich das NUK-Handbuch in die Hand gedrückt. Das habe ich durchgearbeitet und danach meinen Businessplan geschrieben. Heute bereue ich, dass ich nicht auch die anderen Angebote von NUK – angefangen bei den Coaching-Abenden bis hin zu den Vorträgen– mitgenommen habe. Das sind wertvolle kostenlose Informationen für Gründer. Die Möglichkeit, kompetente Leute mit Fragen zu löchern, ist Gold wert. Man kann sich auch bei Gründern Tipps holen, die bereits weiter sind – denn viele Prozesse sind immer gleich.

Warum fühlst du dich der Initiative verbunden?

Ich möchte anderen helfen, nicht die gleichen Fehler zu machen, die ich gemacht habe. Ich weiß, wie weh das tut. Einige Gründer tragen Scheuklappen und sind zu sehr auf sich fixiert. Wenn man lernt anderen zuzuhören, sich von anderen etwas sagen lässt und erkennt, dass die Welt größer ist als man selbst, wächst man exponentiell.

Welchen Rat können Sie den Teilnehmern der NUK-Gründer-Akademie geben?

Es gibt eine elementare Frage, die sich Gründer stellen sollten: Meine ich das ernst oder nicht, ist es meine Passion oder nur Wunschdenken? Auf dem Markt fragt einen das keiner mehr – die Antwort darauf muss also vorher gefunden werden. Außerdem kann ich jedem raten, die Veranstaltungen von NUK wahrzunehmen und sich so viele Informationen wie möglich zu holen. Darüber darf man allerdings nicht vergessen, ins Handeln zu kommen – zu viele spinnen an ihren Ideen und werden

Der Firmensitz von Brandidee


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