„Gründer sollen an sich und ihre Produktidee glauben“
Amer Khodabandeh hätte nie gedacht, dass sein Weg ins Unternehmertum so langwierig sein könnte. Aufgeben kam für ihn jedoch nie infrage, Rückschläge haben ihn nur motiviert, noch besser zu werden. Sein zweites Unternehmen hat sich erfolgreich entwickelt und steht kurz von dem Markteintritt.
Was macht die Confitt GmbH?
Confitt bietet patentierte Verbindungstechnik, mit denen Bauteile werkzeuglos montiert werden können. Auf dem Markt gibt es zwar Steckverbindungen, denen fehlt jedoch die Vorspannkraft. Wir haben insgesamt fünf Patente angemeldet, drei davon sind bereits erteilt. Unsere Verbindungstechnik findet im unterschiedlichen Branchen Anwendung. Wir haben uns im ersten Schritt auf die Möbelindustrie konzentriert haben aber auch erste Gespräche mit Automobilhersteller geführt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Ich habe früher meine Schränke selbst gebaut. Die Montage hat immer die meiste Zeit in Anspruch genommen. Seitdem habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich das verbessern kann. Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich dann eine Lösung entwickelt und diese patentieren lassen.
Sie haben 2012 gegründet, wie hat sich Ihr Unternehmen seitdem entwickelt?
Wir haben unsere Produkte verbessert und das Portfolio erweitert. Es gibt auch Bestellungen aus der Möbelindustrie, allerdings können wir noch nicht in Großserie produzieren.
Warum?
Der Markt für Verbindungselemente ist ein Massenmarkt und die Großserienproduktion unserer Produkte ist sehr kostenintensiv. Außerdem besteht natürlich immer die Gefahr, dass Produkte nach der Produktion verbessert oder an bestimmte kundenspezifische Anforderungen angepasst werden müssen. In diesem Fall wären die von uns entwickelten Großserienwerkzeuge unbrauchbar. Deshalb habe ich Ende 2015 ein weiteres Unternehmen gegründet: Klacks Design. Dafür habe ich selbst Möbel entworfen, die mit unseren Verbindungselementen zusammengebaut werden. So können wir unsere Produkte in kleiner Serie anwenden und über Klacks Design die Confitt Produkte zur Marktreife bringen. Außerdem kann die Möbelindustrie bei unseren Produkten sehen, wie Regale auch ohne Schrauben gebaut werden. Vielen fehlt da noch die Vorstellungskraft – die haben nur Schrauben im Kopf.
Wann ist die Idee zu Klacks Design entstanden?
Die gab es schon, bevor ich Confitt gegründet habe. Viele Leute haben mir davon abgeraten, eigene Möbel zu entwickeln. Sie hielten es für zu risikoreich. Heute sehe ich, dass Confitt von Klacks Design profitiert. Wir haben eine weitere Möglichkeit, Umsätze zu erzielen und die Industrie erkennt, was mit Confitt-Produkten möglich ist. Wir haben auch die Confitt Produkte durch Klacks Design erweitert – zum Beispiel mit einem neuartigen Scharnier. Außerdem entwickeln wir ein tieferes Verständnis für die Möbelindustrie.
Hat es Sie überrascht, dass es bis zum Markteintritt von Confitt so ein langer Weg ist?
Ja. Ich habe gedacht, dass es schneller geht und wir nach ein oder zwei Jahren auf dem Markt sind. Uns hat aber nicht nur die Produktentwicklung aufgehalten – wir haben auch viel Zeit mit Branchengesprächen verloren. Eine mögliche Markteintrittsstrategie für uns war, die Kooperationsstrategie. Genau diese Form hat die meiste Zeit im Anspruch genommen, weil Informationen unternehmensintern nicht weitergegeben würden oder die Unternehmen Angst vor Kannibalisierung der eigenen Produkte hatten.
Hat Sie das frustriert?
Ehrlich gesagt hat mich das eher motiviert. Ich habe unsere Produkte weiter verbessert und an Gegebenheiten und Anforderungen des Marktes angepasst. Unsere Qualität hat dadurch gewonnen.
Aufgeben war nie eine Option?
Das Unternehmertum reizt mich und ich glaube an unsere Produkte. Deshalb bin sehr motiviert. Außerdem gibt es Investoren und das ist für mich eine weitere Motivation, um alles zutun, dass Confitt und Klacks Design erfolgreich werden.
War es schon immer Ihr Wunsch, Unternehmer zu werden?
Ja. Allerdings ist diese Geschäftsidee tatsächlich durch das Produkt entstanden. Als ich meine Diplomarbeit geschrieben hatte, habe ich im Anschluss ein Exist-Gründerstipendium bekommen. So hat es angefangen und ich bin nach und nach reingewachsen.
Was waren denn aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen auf dem Weg?
Bei unserm Geschäftsmodell ist die Finanzierung die größte Herausforderung, weil die Entwicklung, Patentierung und Herstellung der Produkte mit hohen Investitionen verbunden sind.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Als nächstes steht der Markteintritt mit Klacks Design an, dann wollen wir mit den Confitt-Produkten in Großproduktion gehen und weitere Branchen erschließen. Wir hatten schon Gespräche mit Automobilherstellern – da gibt es zum Beispiel Bedarf bei der Innenraumverkleidung.
Wie haben Sie vor Ihrer Gründung von NUK profitiert?
Ich habe alle Angebote der Initiative genutzt. Für mich waren die Coaching-Abende besonders hilfreich. Aber der gesamte Ablauf – dass man gezwungen ist, den Businessplan in einem bestimmten Zeitraum zu entwickeln – war wertvoll. Auch dank der Gutachten haben wir uns weiter verbessert. Wir haben auch vom Netzwerken auf den Veranstaltungen profitiert. Ich kann jedem Gründer nur empfehlen, mitzumachen.
Haben Sie weitere Ratschläge für diejenigen, die ganz am Anfang auf ihrem Weg ins Unternehmertum stehen?
Ein Unternehmen zu gründen ist immer mit Risiken verbunden. Nicht jeder Gründung wird ein Erfolg. Von daher müssen Gründer an erster Stelle an sich und ihre Produktidee glauben und sich nicht von Menschen demotivieren lassen, die nicht die Bereitschaft gehabt haben, zu gründen. Da gibt es genug. Das heißt natürlich nicht, das man nicht auf Ratschläge hören sollte, die plausibel sind.