16. Dezember 2015

„Ich wollte unabhängig sein und meinen Weg gehen“

Cordelia Albert hat mit dem Reisekönig nicht nur eine Buchreihe erfunden, die Kindern Lust aufs Reisen macht, sondern gleich einen ganzen Verlag gegründet. Im Interview erzählt sie, warum sie den Schritt ins Unternehmertun – trotz mancher Herausforderung – niemals bereut hat. 

Cordelia Albert hat den Reisekönig erfunden – und extra für ihn einen Verlag gegründet.

Cordelia Albert hat den Reisekönig erfunden – und extra für ihn einen Verlag gegründet.

Was macht der Reisekönig Verlag?

Der Reisekönig Verlag ist ein Kinderbuchverlag mit Spezialisierung auf das Thema Reise. Im Mittelpunkt steht dabei der Reisekönig®, die sympathische Figur eines Königs mit dem Aussehen eines kleinen Jungen, der nichts auf der Welt lieber macht als zu verreisen und fremde Städte und Länder zu erkunden

Wie sind Sie darauf gekommen? 

Die Idee entstand durch die vielen Reisen unserer Familie. Mein Mann und ich sind sehr reisefreudig und haben zusammen mit unserer Tochter zahlreiche Städte erkundet. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass andere Eltern immer klagten, dass man mit Kindern keine Städtetouren machen könne. Als ich darüber nachgedacht habe, warum das bei uns nie ein Problem war, wurde mir klar, dass man Kinder einfach spannend und kindgerecht darauf vorbereiten muss, was sie sehen werden. Kaum ein Kind geht z.B. gerne mit in eine Gemäldegalerie, wenn man ankündigt, dass dort ganz viele Bilder hängen. Aber wenn man ein, zwei herauspickt und eine spannende Geschichte dazu erzählt, dann wollen die Kids garantiert ins Museum und selbst diese Bilder sehen. Und aus dieser Erkenntnis ist Schritt für Schritt die Idee zu den Kinderreiseführern in Verbindung mit der Figur des Reisekönigs und einem gleichnamigen Verlag entstanden.

Haben Sie darüber nachgedacht, mit der Buchidee zu einem Verlag zu gehen, statt einen zu gründen?

Natürlich habe ich anfangs auch darüber nachgedacht. Ein bestehender, erfolgreich agierender Verlag hat ganz andere Manpower und finanzielle Möglichkeiten um solche Projekte umzusetzen. Aber ich habe das sehr schnell verworfen. Einerseits war da schon eine gewisse Angst, dass die Idee für gut befunden, dann aber einfach auch ohne mich herausgebracht werden könnte. Aber auch, wenn ein Verlag den Reisekönig zusammen mit mir hätte umsetzen wollen, hätte ich diesen Weg nicht als optimal empfunden. Ich wollte unabhängig sein und meinen Weg gehen, mit eigenen Entscheidungen und nicht  – wie so oft im Berufsleben – mit Kompromissen, hinter denen man eigentlich nicht steht.

Die Buchbranche befindet sich mit der Digitalisierung im Umbruch. Wie mutig war es, in dieser Zeit einen Verlag zu gründen?

Generell muss man sagen, dass es immer sehr mutig ist, einen eigenen Buchverlag zu gründen. Da ist bei den meisten Gründern viel Idealismus im Spiel. Aber das ist unabhängig von der Digitalisierung zu sehen. Außerdem beeinflusst das Thema Digitalisierung inzwischen zahlreiche Bereiche grundlegend und alle Branchen stehen durch die immer neuen technischen Möglichkeiten und das Internet unter ständiger Herausforderung, das fängt bei Marken- und Urheberrechtsverletzungen an und geht bis zu unüberschaubaren Online-Vertriebswegen. Deshalb sehe ich da keine außergewöhnlicheren Erschwernisse für Gründer von Buchverlagen. Im Gegenteil, es gibt auch positive Aspekte. Durch die E-Book-Entwicklung haben viele Buchverlage z.B. ihren Büchern aus Papier wieder mehr Aufmerksamkeit bei der Gestaltung und Ausstattung gewidmet, was am Ende bei den buchaffinen Endverbrauchern zu einer neuen Wertschätzung gut gemachter, gedruckter Bücher geführt hat. Und über das Internet hat ein kleiner Verlag auch viel mehr Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen und Kunden zu gewinnen als früher.

Was hat Sie gestärkt?

Mut hat mir das viele positive Feedback gegeben, das ich auf die Vorstellung meiner Gründungsidee bekam. Außerdem war ich mir absolut sicher, dass es genau das ist, was ich unbedingt machen möchte. Das an sich gibt schon Kraft. Daneben hat der Gründungsprozess an sich mehrere Jahre gedauert. Ich habe viele Kurse und Veranstaltungen besucht, Dinge immer wieder hinterfragt und auch geändert und dabei viel gelernt. Und jeder neue Schritt der hinzukam, hat mir zusätzliche Sicherheit gegeben.

IMG_1923Wollten Sie schon immer Unternehmerin werden? 

Nein, früher hätte ich mir das nicht vorstellen können. Ich glaube, ich hätte mir das auch gar nicht zugetraut. Aber viele Berufsjahre als Angestellte und später als Selbstständige und „abhängige“ Freiberuflerin haben den Wunsch ein eigenes Unternehmen zu haben, „sein Ding“ zu machen – mit allen Konsequenzen – immer größer werden lassen. Ich würde nicht mehr tauschen wollen. Es ist toll Unternehmerin zu sein.

Wie hat sich das Unternehmen seit der Gründung entwickelt? 

Wie schon gesagt: In der Buchbranche ist vor allem bei Gründern und kleinen Verlagen viel Idealismus im Spiel. Es geht langsam vorwärts, aber ich bin sehr zufrieden. Alles entwickelt sich Schritt für Schritt weiter, ich gewinne neue Kunden und die Marke Reisekönig wird immer bekannter. Inzwischen sind die ersten zwei Bücher für die Stadt Wien, zwei Mal- und Mitmachbücher sowie verschiedene Postkartenmotive erschienen. Ich konnte den Markt des ersten Reiseführers Wien sehr gut abdecken, es wird nachgeordert und die nächsten zwei Kinderreiseführer für München und Berlin sind in Arbeit. Und ein richtig großes Highlight war, als ich meine Bücher jetzt im Oktober erstmals auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt habe. Das war ein unbeschreibliches Gefühl.

Was waren für Sie die größten Herausforderungen?

Eine riesige Herausforderung war es, das Loch Anfang des Jahres auszuhalten, als keine Reisezeit war und nichts lief. Das war richtig hart. Als dann mit dem Frühling endlich wieder die ersten Bestellungen kamen, war es wie ein Befreiungsschlag.

Wie sind Sie damit umgegangen? 

Nun, im Grunde war das auch eine wichtige Erfahrung, zu lernen und zu akzeptieren, dass es schwierige Phasen gibt, an denen man dann nicht verzweifeln, sondern nach vorne schauen muss – und dass es dann wieder weiter geht.

Wie haben Sie die Gründung finanziert? 

Für die Gründung habe ich auf eine Mischung aus Eigenkapital und Gründerdarlehen gesetzt.

Was sind Ihre nächsten Ziele? 

Gerade ist es mir gelungen eine Verlagsauslieferung mit Handelsvertretung für Österreich und Südtirol zu bekommen. Als nächstes stehen die beiden Kinderreiseführer für München und Berlin auf dem Programm. Generell liegt ein Fokus der Arbeit darauf, die Figur und die Marke Reisekönig weiter bekannt zu machen.

Wie haben Sie vor, während und nach der Gründung von NUK profitiert? Welche Angebote haben Sie genutzt?

Ich habe unglaublich stark von NUK profitiert und bin sehr dankbar für diese tolle und umfassende Unterstützung. Einerseits habe ich die Vorträge zu den einzelnen Themen besucht, viel dabei gelernt und ich bin fest davon überzeugt, dass mir mancher Fehler erspart gebelieben ist. Dann war ich oft in den Coaching-Abenden. Ich kann nur sagen: ganz toll! Dass man von Fachleuten bei teilweise wirklich entscheidenden Fragen individuell und kostenlos beraten und auch ehrlich auf Irrwege hingewiesen wird, hilft enorm bei der Umsetzung der Gründungsidee. Genauso wie die vielen Kontakte, die man auf den Veranstaltungen knüpfen kann.

Gerade hat die NUK-Gründer-Akademie begonnen. Was können Sie den Gründern und Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Mein Rat, gehen Sie hin, haben Sie keine Angst davor, über Ihre Gründungsidee zu sprechen. Nutzen Sie dieses einmalige Angebot: Fragen Sie, lernen Sie und knüpfen Sie Kontakte!


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