„Als Unternehmerin gewinnt man Selbstständigkeit“
Eigentlich hatte Anne Buch nie vor, Unternehmerin zu werden. Dann bekam sie während ihrer Elternzeit eine Geschäftsidee. Bei NUK lernte sie viele wichtige Grundlagen und ist heute erfolgreiche Gründerin. Von ihren Erfahrungen erzählt sie im Interview.
Was macht EchtPost?
EchtPost ist eine Onlineplattform, über die man aus dem Internet echte Postkarten verschicken kann. So ist die Verbindung von digitaler und analoger Kommunikation geschaffen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Ich war in Elternzeit und hatte Ruhe und konnte mich kreativ ausleben. Ich habe damals eigene Postkarten gestaltet. Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin habe ich mich außerdem dafür interessiert, wie sich die Kommunikation durch Technik verändert hat. So ist in einem längeren Prozess die Geschäftsidee entstanden. Eigentlich hatte ich nie geplant, Unternehmerin zu werden.
Haben Sie diesen Schritt bereut?
Gar nicht. Als Unternehmerin gewinnt man viel Selbstständigkeit. Ich genieße es, Dinge zu machen, weil ich sie für sinnvoll halte und nicht, weil ein Vorgesetzter das vorschreibt. Ich kann Dinge ausprobieren und sie dann auch wieder sein lassen. Allerdings vermisse ich es, im Team zu arbeiten, ich bin ja Einzelgründerin. Ich hoffe, dass sich EchtPost so entwickelt, dass ich Mitarbeiter einstellen kann.
Auch wenn Sie nie vorhatten Unternehmerin zu werden – hatten Sie unternehmerische Vorbilder?
Meine Schwester hat sich vor ein paar Jahren selbstständig gemacht. Sie ist für mich ein Vorbild, nicht zuletzt, weil sie erfolgreich ist in dem, was sie tut.
Was waren für Sie die größten Herausforderungen bei der Gründung?
Ich fand es schwierig, die richtigen Partner zu finden. Als Einzelunternehmerin bin ich auf die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern angewiesen, sowohl für den Druck und Versand der Karten als auch für Programmierung und Support meiner Website. Mir selbst einzugestehen, in einem Fall nicht die richtige Wahl getroffen zu haben und auf die Suche nach einem neuen Partner zu gehen, war ein längerer Prozess, hat sich im Nachhinein aber als richtige Entscheidung herausgestellt.
Würden Sie aus heutiger Sicht etwas anders machen?
Als Gründer macht man Fehler. Das hat auch sein Gutes, weil jeder daraus lernen kann. Vermutlich würde ich die Entscheidung des Wechsels beim nächsten Mal schneller treffen. Außerdem habe ich sehr lange an meiner ursprünglichen Idee festgehalten. Inzwischen habe ich genug Erfahrungen am Markt gesammelt und weiß, dass es auch in eine andere Richtung gehen kann, dass ich eine andere Zielgruppe ansprechen kann. Da würde ich beim nächsten Mal mutiger sein und nicht so starr an meiner ersten Idee festhalten. Das heißt aber nicht, dass Pläne bedeutungslos sind. Gerade während des Gründungsprozesses reden einem viele rein. Da ist es wichtig, fokussiert zu sein.
Wie haben Sie die Gründung finanziert?
Ganz klassisch – mit einem KfW geförderten Kredit und mit Eigenmitteln.
Wie haben Sie von NUK profitiert?
Für mich war das Thema Unternehmertum komplett neu. Durch NUK konnte ich mich einarbeiten und meinem Vorhaben eine Struktur geben. Und man kann auch immer etwas mitnehmen. Selbst bei Veranstaltungen, bei denen mir das Thema für mich nicht so relevant schien – wie zum Beispiel das Thema Patentschutz – konnte ich am Ende immer etwas mitnehmen. Anschließend hat mir mein fertiger Businessplan auch bei der Suche nach einem Kreditgeber geholfen. Da hat der Name „NUK“ geholfen. Businesspläne auf dem Niveau bekommen Investoren nicht oft vorgelegt. So konnte ich mir meinen Kreditgeber am Ende aussuchen.
Die Idee zur Gründung hatten Sie in Ihrer Elternzeit. Ist die Selbstständigkeit für Sie als Mutter ein Gewinn oder bekommen Sie Nachteile zu spüren?
Auf der einen Seite ist es eine Erleichterung, weil ich viel flexibler bin. Ich kann zum Beispiel einfacher reagieren, wenn das Kind krank ist. Das kann aber auch von Nachteil sein. Mein Mann ist festangestellt, also bleibe eher ich zu Hause.
Haben Sie das Gefühl als Frau – gerade auch als junge Mutter – innerhalb der männlich dominierten Gründerszene eine besondere Rolle einzunehmen?
Ich bin ganz sicher nicht ganz klassisch – ich hab weder im Team gegründet noch mache ich viele Nachtschichten. Das lässt meine familiäre Situation nicht zu. Trotzdem bin ich natürlich eine Gründerin. Aber ich erlebe oft, dass das in der Außenperspektive anders wahrgenommen wird. Wenn andere mitbekommen, dass ich Mutter bin, denken sie gleich, dass mein Sohn neben mir sitzt, wenn ich arbeite. Das ist natürlich nicht so – das würde ja gar nicht funktionieren. Trotzdem ist dieses Bild in den Köpfen drin.
Sie haben von den Vorteilen gesprochen, die es hat, als Mutter zu gründen. Was glauben Sie, warum so wenig Frauen diesen Schritt wagen?
Mit Familie ist es eine Herausforderung, das zeitlich zu managen. Als alleinerziehende Mutter hätte ich nicht gegründet. Dazu kommt aber noch etwas anderes. Ich glaube, dass viele Frauen nicht mutig genug sind. Ich wundere mich manchmal selbst über mich, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Ich erlebe oft, dass Frauen viel größere Selbstzweifel haben als Männer. Im Gespräch mit Gründern reden sie eher bescheiden. Wenn Männer erzählen, hat man dagegen immer das Gefühl, dass sie mit ihrem Geschäft die Welt erobern. In der Realität sind beide vermutlich auf einem ähnlichen Level.
Sie haben gesagt, dass Sie beim NUK-Wettbewerb vom vielseitigen Angebot profitiert haben. Was können Sie den aktuellen Wettbewerbersteilnehmern darüber hinaus mit auf den Weg geben?
Ich habe am Anfang den Wettbewerbsgedanken sehr ernst genommen. Dann war ich enttäuscht, als ich in der ersten Stufe nicht nominiert war. Ich habe etwas gebraucht um zu erkennen, dass es nicht in erster Linie um den Wettbewerb geht, sondern darum, einen guten Businessplan in den Händen zu halten. Das ist für jeden Gründern wichtig – ob er nun aus dem Hightech-Bereich kommt oder ein Café gründen will.