„Existenzgründer gestalten unsere Gesellschaft“
Für ihren Wahlkampf hatte sich Henriette Reker – inzwischen Oberbürgermeisterin von Köln – einen ungewöhnlichen Ort für ihr Büro gesucht: den Solution Space. Dort hat sie den Gründergeist in der Domstadt hautnah erleben dürfen und ist dem Thema bis heute verbunden. Start-ups schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sondern verändern festgefahrene Denkweisen und beeinflussen so die Gesellschaft, sagt die Politikerin im Interview mit NUK.
Als Oberbürgermeisterin der Stadt Köln haben Sie viele Entwicklungen im Blick. Glauben Sie, dass Gründerinnen und Gründer einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben?
Unbedingt. Sie geben den Antrieb, die Gesellschaft mit zu erneuern. Gründerinnen und Gründer gestalten unsere Gesellschaft aktiv mit. Mit ihren innovativen Geschäftsmodellen bringen sie neue Dinge in die Welt. Außerdem verändern sie auch die etablierte Arbeitswelt. Sie zeigen, dass ein Unternehmen auch dann funktionieren kann, wenn beispielsweise Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden.
Was heißt das konkret für eine Stadt wie Köln – welchen positiven Einfluss sehen Sie hier?
Start-ups sind für die Wirtschaft in Köln sehr wichtig. Sie bringen neue Ideen mit und schaffen neue Wirtschaftszweige – dazu natürlich auch Arbeitsplätze. Das kurbelt die Wirtschaft an. Köln ist eine Medienstadt und die Medienwelt ist gerade im Umbruch. Die Digitalisierung schreitet voran. Start-ups können helfen, diesen Wandel zu begleiten und neue Zukunftsperspektiven zu entwerfen.
Ihren Wahlkampf haben Sie vom Solution Space aus organisiert und haben dort die Lebenswelt von Gründerinnen und Gründern kennengelernt. Welche Eindrücke haben Sie gesammelt?
Ich habe erlebt, dass diese Generation ihr Berufsleben ganz anders plant als wir das damals gemacht haben. Bei uns wurde man Ärztin oder Lehrerin. Heute fragen die jungen Menschen: Was interessiert mich und was kann ich dadurch am besten? Das finde ich großartig und würde diese Herangehensweise auch jedem empfehlen, der mich um Rat fragt. Nur wenn einen etwas wirklich interessiert, kann man richtig gut darin werden – sonst bleibt man in der Mittelmäßigkeit stecken.
Was kann die Stadt Köln tun, um diesen Gründergeist zu stärken?
Wir müssen die richtigen Voraussetzungen schaffen, einen Humus, der ideal für Existenzgründer ist. Start-ups müssen sich in Köln wohlfühlen und entfalten können. Dazu gehört, dass man die Stadtverwaltung so aufstellt, dass Gründerinnen und Gründer Ansprechpartner haben und es möglichst wenig bürokratische Hürden gibt. Köln ist aber schon heute ein Ort, der Kreative und Menschen mit Innovationskraft anzieht, es herrscht also schon heute ein gutes Klima für Start-ups.
NUK engagiert sich seit 1997 für ein gutes Gründungsklima in der Region. Wie wichtig ist die Initiative?
Die Initiative hat sich schon des Themas Unternehmertum angenommen, als es andere noch lange nicht auf dem Schirm hatten. Das ist sagenhaft. Seit fast 20 Jahren erhalten Gründungsinteressierte bei NUK Wissenskapital, Antworten auf individuelle Fragen. Hinzu kommt das große Netzwerk, von dem Gründerinnen und Gründer nur profitieren können. Toll ist auch die Möglichkeit, dass die Teams während der Preisverleihungen die Chance haben, sich vor Publikum zu präsentiert. Das alles ist eine super Unterstützung, spart Zeit und weist den richtigen Weg. Und was man nicht vergessen darf: Aus NUK sind mehr als 850 nachhaltig erfolgreiche Unternehmen hervorgegangen. Das ist ein unglaubliches Ergebnis und etwas ganz besonderes. Ich freue mich schon, im nächsten Jahr gemeinsam mit NUK das 20-jährige Jubiläum zu feiern.
Angefangen hat NUK in Köln – inzwischen sind wir im ganzen Rheinland aktiv. Wäre das auch ein Vorbild für die Politik?
Ich finde es wichtig, dass sich das Rheinland stärker vernetzt. Aber als ich eine Städtepartnerschaft zwischen Köln und Düsseldorf vorgeschlagen habe, hat das überwiegend für Lacher gesorgt. In der Rhein-Region steckt ein unglaubliches Potential. Das kann man am besten nutzen, wenn jeder seine Stärken einbringt und man ein einheitliches Ziel hat. Nur so kann man eine Exzellenz erreichen.
Frau Oberbürgermeisterin, wir danken Ihnen für das Gespräch!