Test zur Wahl der richtigen Krebstherapie
„Tumor Tec“ gewann den Kölner Innovationspreis 2006 – Vertrieb beginnt in der Türkei
Kölner Stadt-Anzeiger, 29.11.2006
Fast jeder kennt eine ähnliche Leidensgeschichte aus dem Bekannten- oder Familienkreis: Wenn der Krebstumor entfernt ist, beginnt mit der Chemotherapie neues Leid. Keiner wagt sichere Vorhersagen, ob die Therapie wirken wird. Wer sich auskennt, verdrängt die Tatsache, dass rund die Hälfte aller Chemotherapien nicht wirksam ist und der Patient trotz OP sterben kann.
Der Kölner Arzt Timo Schinköthe hat dreizehn Jahre lang geforscht und gearbeitet, bevor ihm der Durchbruch gelang: Mit seinem „Chemo-Test“ wird die Wirksamkeit von Chemotherapien vorhersagbar. Der Arzt kann vor Beginn der Therapie am Tumorgewebe testen, welche der rund zwanzig möglichen Therapien beim Patienten wirken wird.
Die Wahl des richtigen Therapeutikums ist überlebenswichtig. Wenn die erste Runde der Chemotherapie anschlägt, steigen die Überlebenschancen dramatisch an. „Ich war vom ersten Tag an überzeugt, dass das gelingen kann“, sagt Schinköthe im Rückblick und bestätigt die Erfahrung der vielen Erfinder und kreativen Köpfe, die beim diesjährigen Wettbewerb um den Innovationspreis der Stadt mitmachten. Ohne Geduld, Fleiß und Ehrgeiz gelingt weder der Durchbruch noch der schwierige Weg aus dem Labor in Produktion und Vertrieb.
Auch auf diesem Feld ist Schinköthes Firma „Tumor Tec“, die er zusammen mit Alexander Beaucamp gegründet hat, vorbildlich. Beaucamp ist Diplom-Kaufmann. Er bringt das nötige Know-how in Sachen Betriebswirtschaft und Marketing mit in die Firma, um aus der Idee auch einen wirtschaftlichen Erfolg zu machen. Kennengelernt haben sich die beiden beim NUK-Businessplan-Wettbewerb, bei dem sich Schinköthe beworben hatte. Der Coach beim Wettbewerb wurde sein Partner. Im Rathaus hatte man keinen Zweifel: Schinköthe und Beaucamp sind würdige Gewinner des Kölner Innovationspreises 2006.
Mit den beiden Chefs freute sich die internationale, junge Belegschaft von „Tumor Tec“. Nach nur einem Jahr arbeiten für das High-Tech-Unternehmen im Braunsfelder Gründer- und Innovationszentrum GIZ bereits 12 Naturwissenschaftler und Informatiker aus Deutschland, Marokko, Kamerun und der Türkei. Eine Programmiererin aus Indien kam über eine Anzeige im Internet zum Team.
Weil in Europa Zulassungen ihre Zeit brauchen, soll der Siegeszug der Kölner Firma in der Türkei beginnen. Ein großer Krankenhausbetreiber wird dort ab Mitte 2007 den Test einsetzen. Von der Türkei aus wird der Vertrieb in 38 weitere Länder in Asien und Afrika organisiert. Bis Anfang 2008 sollen dann auch die bürokratischen Hürden in Europa genommen worden sein.
(HELMUT FRANGENBERG)